Frankfurt Marathon 2.0 – fast Punktlandung (2022)

Frankfurt Marathon 2.0 – fast Punktlandung (2022)


Ein Bericht von Michael Rudolph

DAS THEMA 2.0

Frankfurt 1.0 war im Jahr 2019 mit dem Unterschreiten der 3-Stunden-Marke, für die ich 4:15er Pace laufen musste.

Zum 2019er Bericht: https://forum.athletico-buedelsdorf.de/ … 1498#p1498

Frankfurt 2.0 tat sich nach den beiden Corona-Jahren als Option auf – zumal ich bei Berlin kein Losglück hatte. Für eine direkte Berlin-Qualifikation wäre eine sub 2:45h vorzuweisen gewesen. Das Zeitziel passte zu meiner Selbsteinschätzung und so war Frankfurt mit seinem tollen Rennen für dieses Zeitziel in der Triathlonsaison im Hinterkopf. Ob ich das wirklich mache, ließ ich offen, da die Motivation nachhaltig gefestigt sein muss.

Als mich Anfang August selbst Corona erwischte und ich den lange gemeldeten 70.3 Duisburg absagen musste, stand der Entschluss fest: Triathlonsaison abhaken, Virus auskurieren und nach zwei Wochen richtig ins Marathontraining einsteigen:

VORBEREITUNG

Ab der zweiten Augusthälfte machte ich einen Laufschwerpunkt. Die Konzentration auf meine Lieblingsdisziplin machte mir viel Freude. Es fühlte sich trotz der hohen Umfänge sogar eher entlastend an, da im Triathlon mehr Stunden und oft mehrere Einheiten auf dem Tagesprogramm stehen. Im Verlauf der Wochen macht sich aber auch der Input des reinen Laufens bemerkbar. Kein Ruhetag und ich stockte den 2:45h Trainingsplan meistens um ca 10% auf, um bei optimalen Bedingungen gleich eine 2:40h unterbieten zu können.

Kurz vor dem ersten 10km Test, der beim Kiellauf für den 11.09. terminiert war, machte eine Wade dicht. Mein Physio-Freund wurde ab dann zur dauerhaften Begleitung und diese war zunehmend wertvoll, um gemeinsam auf die Signale des Körpers zu hören. Wir entschieden, den harten 10er nicht zu riskieren. Das war die richtige Wahl: Ein alternativ gewählter lockerer 32er vor der Haustür am Renntag war für die Wade kein Problem. Den Muskeln fehlte also Tempohärte.

Nächster vorgesehener Leistungstest war der Stadtlauf Elmshorn 25.09, wo ich bei einer Wasserschlacht die 34:59 auf Platz 2 lief. Fühlte sich gut an.

Es folgte die umfangreichste Woche mit 150km. Nach einem 34km Crescendo meldete sich mein rechter Gesäßmuskel und ein diffuser Schmerz wurde mein treuer Begleiter durch den Oktober. Dankbarkeit auch hier gegenüber dem Physio, der nur eine Reizung attestierte und mir Kraftübungen zum Gegensteuern empfahl. Im anstehenden Leistungstest beim Bramfelder Halbmarathon am 9. Oktober lief ich mit 1:16h auf Platz 1. Diese Marke passt für Frankfurt. Und die Bestätigung im Rennen, dass mein Gesäßmuskel schnelles Laufen besser als langsam vertrug.

Die letzte Phase des Trainings brach an und ich sehnte das Ende herbei. Jetzt bloß keinen Infekt oder neue Überlastung einfangen. Ich ging schließlich mit 113 Wochenkilometern im Schnitt zufrieden in die Rennwoche. Die größte Herausforderung ist es schließlich, überhaupt ausreichend vorbereitet und gesund an die Startlinie zu kommen. Alles nicht selbstverständlich.

UNTERKUNFT

Das Hotel hatte ich leicht naiv günstig im berüchtigten Bahnhofsviertel gebucht. 2019 war das im Südbereich kein Problem. Aber das Viertel unterscheidet sich je nach Straße doch erheblich. Nach dem Ankunftserlebnis zur Prime-Time am Freitagabend lebten wir uns ein und nahmen die ungewohnten Beobachtungen, Geräusche und die nächtliche Lebensart mit dem nötigen Humor. Ohrstöpsel halfen. Das Hotel war ansonsten gut und bei Abreise hatten wir keinen Groll. Frankfurt ist für einen Provinzler einfach ungewohnt vielseitig mit allen Kontrasten.

RENNEN

Frankfurt glänzt nach meinen Erfahrungen mit guter Organisation, genug Platz mit perfekter Infrastruktur an den Messehallen, die mit den Massen gut fertig werden. Ein nettes Highlight am Vortag ist der Brezellauf. Frodeno, Frommhold, Löschke & Co gaben sich für ihren Schuhsponsor Hoka auf einem sechs Kilometer langen Spaßlauf die Ehre. Ich war Beobachter und machte mein Warm-up am Main.

Am Rennmorgen nach der Zeitumstellung konnte ich es kaum abwarten. Die unterbewusste Anspannung wich endlich einer positiven Ruhe vor dem Sturm.

Startschuss bei steigenden 20 Grad Wärme. Nicht einkalkuliertes und bisher unbekanntes Problem: Fehlender GPS-Empfang in den Hochhausschluchten. Das sollte sich am Ende noch auswirken. Mir fehlte das richtige Tempogefühl und wir liefen die ersten fünf Kilometer sicherlich eher eine 3:30 Pace statt 3:45.. Nächstes Mal nur noch mit einem Runpod, der die Geschwindigkeit zusätzlich mit der Uhr am Schritt misst. Durch die falschen Messungen stimmten meine Kilometermarken nicht mit der Streckenbeschilderung überein. Ich machte mir darüber zu wenig Gedanken. Am Schluss fehlten mir deshalb nur sechs Sekunden zur sub 2:45h.
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Natürlich fehlten mir für mein A+ Ziel der sub 2:40h tatsächlich Minuten. Bei Kilometer 15 und insbesondere zur Halbmarathonmarke mit 1:20:33h merkte ich mit aufsteigender Sonnenwärme, dass es heute noch hart werden sollte. Kühlen und ausgiebig Trinken war erste Regel. Den Schnitt konnte ich nicht mehr bei 3:47 Pace halten. Stück für Stück kam ich über den 4er Schnitt. Insgesamt zeigte die Uhr immer noch 3:53 an, was bei richtiger Messung locker für die sub 2:45h reicht. Nach einer Schwächephase auf der langen Mainzer Landstraße ab Kilometer 30 konnte ich mir Durchhalteparolen einreden,mich ablenken, mich bis Kilometer 40 weiter verpflegen und kühlen. Es ist schon irgendwie tückisch und verlockend, sich selbst jetzt den Stecker zu ziehen. Ich bin deshalb glücklich, so schön in die Festhalle eingelaufen zu sein. Hartes Marathongefühl! 2:45:05h


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Der Schuhwechsel offenbarte den Verlust beider Großzehnägel. So hatten sich auch diese Schmerzen aufgeklärt.

Fazit: Ego erstmal befriedigt und irgendwie noch “hungry for more” .. das wird sich zeigen..

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