Mit dem Rad nach Griechenland -Teil 2/4

Mit dem Rad nach Griechenland – Paula & Leif auf Expedition – Teil 2/4


 Von Eckernförde nach Griechenland Teil 2

Nach einer, trotz Gewitter doch recht entspannten Nacht, haben wir uns dann auf die 4. Etappe gemacht. 178 km und 1200 hm sollten es für den Tag sein. Ich war mir nach den ersten 80 Kilometern relativ sicher das dieser Tag eher langweilig wird, da wusste ich aber noch nicht das uns kurze Zeit später eine sehr unentspannte Mittagspause bevorstehen würde. Leif hat seine Kredit Karte nicht gefunden. Hört sich erstmal vielleicht nicht dramatisch an, allerdings hatten wir nur die eine Kreditkarte und außerhalb der EU, also ab Kroatien hätten wir dann nirgendwo mehr ohne teure Gebühren bezahlen können. Zum Glück weiß ich mittlerweile das Leif Dinge fast nie wirklich verliert, sondern nur nicht allzu gut im Suchen ist und die Karte ist nach ca. 15 Minuten wieder aufgetaucht.

Tschechischer 200 Kronen Schein (kc = Tschechische Kronen)

Also weiter geht die Fahrt. Irgendwann haben wir dann ein Tornado über uns hinweg fliegen hören, das hat uns erstmal nicht großartig beschäftigt, bis dieser zurückgekommen ist und die wildesten Flugmanöver ausgeführt hat. Wir haben angehalten und eine einzigartige Flugshow geboten bekommen: Loopings, Schrauben, extrem krasse Sturzflüge. Ich war mir so manches Mal sehr sicher das er gleich auf uns rauf fliegt oder abstürzt, aber zum Glück hatten die Jungs das Ding sehr gut unter Kontrolle. Es war auf jeden Fall ein Spektakel der Extra-Klasse und wie man hört bin ich nachhaltig beeindruckt. Die restlichen Menschen um uns herum schien das alles aber nicht großartig zu interessieren.

Etwas was mir leider negativ in Tschechien aufgefallen ist sind definitiv die Autofahrer. Wir haben selbstverständlich immer darauf geachtet nur Straßen zu fahren die für Radfahrer auch erlaubt sind, aber die Toleranz der tschechischen Autofahrer gegenüber uns war gleich null. Ich will niemanden vorverurteilen und auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber diese zwei Tage auf den tschechischen Straßen haben mich teilweise an meine Grenzen gebracht. Mit 120 km/h in der Kurve bei sichtbarem Gegenverkehr zu überholen und uns abzudrängen ist nicht ganz die feine englische Art, aber gut.

Ein paar Kilometer lang war wieder alle ruhig, bis die nächste Überraschung wartete: ein Reh. Wir sind gerade bergab gefahren und Leif war mir etwas voraus. Ich war mit ca. 40-50 km/h unterwegs und man konnte die Straße gut einsehen, als plötzlich von rechts ein recht großes Reh aus dem Wald gesprungen kam. Ungefähr 10 Meter vor mir. Das Reh und ich haben uns gleichermaßen erschrocken und ich konnte auch nicht mehr wirklich bremsen, das Reh ist dann vor Schreck gestolpert und mit den „Knien“ über den Asphalt gerutscht, aber direkt wieder aufgesprungen. Ich hab mich dann noch schnell umgedreht und zum Glück gesehen das es einfach weiter in den Wald reingelaufen ist. Glück gehabt, keinem ist was passiert.

Den dann doch ereignisreichen Tag haben wir dann noch mit einem kleinen Lauf und leckerem Essen im Restaurant ausklingen lassen. Wir haben uns extra Barfuß Schuhe und einen Badeanzug eingepackt, damit wir abends alle paar Tage noch ein bisschen schwimmen und laufen konnten. Einerseits weil das eine gute Möglichkeit war den Körper nochmal etwas durchzubewegen ohne Rad zu fahren und andererseits, weil wir vermutlich einfach ein bisschen Triathlon verrückt sind und 1 Woche nach unserer Tour der erste Wettkampf anstand :D.

Die Häuser in Tschechien und Ungarn sahen größtenteils alle halb fertig aus.

Tag 5 war ein eher entspannter Tag, an dem wir auch wieder etwas schneller unterwegs waren und nach 2/3 des Tages waren wir in der Slowakei angekommen oder wie Leif sagen würde: Slowakien. 186 Kilometer und 1500 hm waren genau die richtige Distanz für diesen Tag. Bis hierhin sind die Schmerzen überall im Körper eher immer schlimmer geworden und ich hatte mir sogar eine Bepanthen für Babys in einer tschechischen Apotheke gekauft, um den wunden Po etwas zu pflegen. Was auch immer da drin ist wirkt wunder. Ab Tag 5 wurden die Wehwehchen und Beschwerden immer ein kleines bisschen weniger.

Unterwegs sind wir einmal kurz für ca. 10 km durch Österreich gefahren und überhaupt war die ganze Strecke mit den vielen Sonnenblumenfelder sehr schön. Auch die Autofahrer waren uns etwas positiver gestimmt.

Landschaft und leere Straßen, sehr flache Strecken in Österreich

Die Grenze zur Slowakei war auch sehr unproblematisch, nur eine Beamtin, die uns durchgewunken hat und zwei Soldaten die…nichts gemacht haben. Danach wurde die Straße Stück für Stück immer schlechter bis wir uns auf einem ca. 20 Kilometer langen Schotter Weg wiedergefunden haben und auch genauso lange absolut keine Spur von Zivilisation zu sehen war. Als dann wieder Häuser da waren, waren diese überraschend modern, fast alle sah aus wie in vielen Deutschen Neubaugebieten, mit vielen Architekten Häusern.

Das Highlight des Tages war aber Abend das Schwimmbad, in das wir noch gegangen sind, um eine halbe Stunde zu schwimmen. Nach anfänglicher Skepsis war es das Beste was wir hätten machen können. Den Körper mal wieder richtig strecken und einfach schwimmen hat sich richtig gut angefühlt.

Da die Slowakei ein recht kleines Land ist sind wir an Tag 6, schon nach ca. 40 von den gesamt 190 km (mit nur knapp 400 hm), wieder nach Österreich reingefahren. Diesmal sind wir 40 km in Österreich gefahren und dann weiter nach Ungarn. Ich bin mir ziemlich sicher das wir die flachsten 40 km gefahren sind die es in Österreich gibt.

Glücklicherweise hatten wir den ganzen Tag Rückenwind und waren schon um 16 Uhr in unserer Unterkunft. Die Erkenntnis des Tages war: Wer denkt das Schleswig-Holstein nur gerade aus geht und keine Berge hat, der sollte mal nach Ungarn fahren.

Die ungarischen Autofahrer hatten einen ähnlichen Fahrstil wie die Tschechen, aber ich war an diesem Tag trotzdem etwas ängstlich und hatte 1-2 Nervenzusammenbrüche auf dem Rad, einfach aus Angst in einen Unfall verwickelt zu werden oder sonstiges.

Dadurch das wir unser Hotel so früh erreich hatten waren wir nochmal 3 km Laufen und im Hotel eigenen Restaurant lecker essen. Wir hatten auch nicht wirkliche eine andere Wahl, da weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit war. Das war aber auch kein Problem, da das Essen in Ungarn sehr günstig ist und wir für den nächsten Morgen bereits Frühstück mitgebucht hatten. Die Speisekarte war sogar auf Deutsch übersetzt und auch allgemein können in Ungarn viele Leute Deutsch. Das die Übersetzung aber nicht immer einwandfrei war haben wir vor allem an dem Gericht „paniertes Hirn mit Reis“ gemerkt und daran das immer alle zu uns „Tschüss Hallo“ gesagt haben, wenn wir uns verabschiedet haben.

Mittagspause

…weiter im 3. Teil

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